Gespräch – Stille – Gebet

Wie klug ist doch der Mensch angelegt: Er kann und darf frei darüber verfügen, ob und wie er in Beziehung tritt mit sich selbst, mit anderen Menschen und mit Gott. Erfahrungsgemäß ist es alles andere als leicht, von dieser Freiheit Gebrauch zu machen.

Deshalb üben wir innerhalb unserer kleinen Gruppe genau das ein:

  • Wir sprechen einander an, wir fassen den Mut, das auszusprechen, was wir im Herzen spüren. Wir wollen alle Ausreden, alle Umwege im Sprechen vermeiden, um bei der Wahrheit anzukommen. "Die Wahrheit macht euch frei" sagt Jesus zu uns.

  • Wir gehen in die Stille. Wir setzen uns wieder und wieder hin, damit es still werden kann in uns. Alles Geplapper, alle Gedanken, die sich kaum stoppen lassen, beruhigen sich erst, wenn wir diese Übung, in der Stille zu sitzen, auf uns nehmen. (Schweige und höre)

  • Wir beten. Wir sprechen zu Gott, wir rufen ihn an. Wir bitten ihn und wir danken ihm. Wir sprechen auch Jesus unmittelbar an, weil er der Mittler ist zwischen Gott und uns.

Wenn wir beten, werden wir still und können mit der Zeit auf ganz neue Weise mit den anderen sprechen. Genauso gilt: wenn ich mich den anderen auf wahrhaftige Weise zuwende und auf meine schrillen Ich-Töne verzichte, beginne ich wirklich zu beten.

Deshalb brauchen wir diesen Dreiklang: Gespräch - Stille - Gebet

Ein Brief an die Teilnehmer dieser Gruppe

Mein lieber Freund,
es ist mir ein Bedürfnis, dir von unserem Weg zu erzählen, den wir schon länger gemeinsam gehen. Wir bilden eine Gebetsgemeinschaft, die das Gebet in der Stille verdichtet, aber auch den Worten und den Taten Jesu Aufmerksamkeit schenkt und die gemeinsam Erfahrung macht und sich darüber austauscht: Wir haben uns auf einen Weg des Betens gemacht, der unseren ganzen Körper mit ins Beten bringt. Ausgehend von unseren Füßen, die über die Erde gehen und so mit Gott „sprechen“, kommt der ganze Leib in einen Zustand der inneren Achtsamkeit. Unsere Hände und Arme helfen mit lebendigen Gebärden, das Vaterunser mit seinen sieben Bitten auf eine ganz neue Weise und mit dem ganzen Körper zu erfahren.

Fruchtbar werden diese Erfahrungen erst, wenn wir aus der Stille heraus zu Gott Kontakt aufnehmen und dann auch den Austausch mit den anderen suchen. Auf diese Weise leben wir über mehrere Tage zusammen. So wie wir gemeinsam beten, so sprechen wir miteinander, kochen, essen, arbeiten und schweigen auch miteinander.

Dieser Weg wird für mich nie zu Ende gehen, weil er zu meinem Lebensweg geworden ist.

– Joseph, 2016